Ist Viagra gefährlich?

Die Food and Drug Administration (FDA), die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) haben die drei wichtigsten Potenzmittel als sicher zugelassen. Aber sie sind nicht ganz sicher.

Laut einer kürzlich durchgeführten Studie zu Nebenwirkungen der Potenzmittel während eines Jahrzehnts von 1998 (dem Jahr, in dem Viagra zugelassen wurde) bis 2007, wurde Viagra mit mindestens 1824 Todesfällen in Verbindung gebracht, hauptsächlich wegen Herzinfarkten. Cialis (2003 zugelassen) wurde mit 236 Todesfällen und Levitra (2003) mit 121 Fällen in Verbindung gebracht. Die Verunglückten hatten bereits eine Herzerkrankung vor der Anwendung des Potenzmittels.

Darüber hinaus scheinen die drei Medikamente mindestens 2500 nicht tödliche Herzinfarkte und andere potenziell schwere Herzprobleme verursacht oder begünstigt zu haben sowie mehr als 25000 andere potenziell schwerwiegende Nebenwirkungen ausgelöst, darunter Mini-Schlaganfälle, Sehverlust und Hörverlust.

Wie können die Arzneimittelbehörden Viagra als sicher bezeichnen? Und was können Männer tun, um den Risiken zu entkommen?

Viagra gefährlich oder nicht?

Bevor die Arzneimittelbehörden neue Medikamente zulassen, fordern sie von den Herstellern, Sicherheitsstudien zur Ermittlung von Nebenwirkungen vorzulegen. Bei den Potenzmitteln waren die Ergebnisse dieser Studien beruhigend - die Nebenwirkungen waren gering und selten:

  • Kopfschmerzen: 10-15% (abhängig von Arzneimittel und Dosis)
  • Magenverstimmung: 4-10%
  • Flushing: 2-11%
  • Rückenschmerzen: 2-6%
  • verstopfte Nase: 2-4%
  • verschwommenes Sehen: 2-3%
  • grippeähnliche Beschwerden: 2-3%

Aber das schmutzige kleine Geheimnis der Sicherheitsstudien, die der US-Behörde FDA vorgelegt wurden, ist, dass die Anzahl der Probanden nur wenige Tausende beträgt. Wenn ein Medikament zum Beispiel einen von 150000 Menschen tötet, ist es unwahrscheinlich, dass es über diese Nebenwirkung vor der Zulassung bekannt wird.

Nach der Zulassung treten neue Nebenwirkungen auf, weil immer mehr Menschen das Medikament anwenden. Innerhalb von fünf Jahren nach der Zulassung von Arzneimitteln bestehen die Behörden darauf, dass die Hersteller die Nebenwirkungen und Warnhinweise in Packungsbeilagen regelmäßig aktualisieren. Die offizielle Liste der Nebenwirkungen von Potenzmitteln wurde mehrmals aktualisiert, weil neue Nebenwirkungen aufgetaucht sind.

Zusammen mit Nitraten wird Viagra gefährlich

Im Jahr 1998, kurz nach Viagras Zulassung weltweit, gab es die ersten Berichte über seriöse Risiken. Es stellte sich heraus, dass die Kombination von Viagra und Nitrat-Medikamenten - insbesondere Nitroglycerin zur Behandlung von Angina pectoris - zu einem schnellen, möglicherweise tödlichen Blutdruckabfall führte.

Angina pectoris ist eine Form von Herzerkrankungen, die durch einen unzureichenden Blutfluss durch die Arterien des Herzens verursacht wird - ähnlich wie bei einer erektilen Dysfunktion (ED), die häufig durch einen unzureichenden Blutfluss durch die Arterien des Penis verursacht wird.

Die Prozesse, die diese beiden Zustände verursachen, sind ähnlich, so dass Ärzte den Erektionsverlust als ein mögliches Frühsymptom einer Herzkrankheit betrachten.

Das Ergebnis: Millionen von Herzpatienten, die Nitroglycerin wegen ihrer Herzkrankheit einnahmen, hatten auch eine Erektionsstörung und probierten Viagra. Nach mehreren hundert Todesfällen befahl die Arzneimittelbehörde den Ärzten, die Verabreichung von Viagra an jeden, der Nitratmedikamente einnimmt, zu verbieten.

Viagra ist ein sicheres Medikament. Das haben schon zahlreiche klinische Studien seit 1998 bestätigt. Aber es kann auch gefährlich sein, wenn es falsch eingenommen wird oder wenn Gegenindikationen vernachlässigt werden. Auch wenn Sie Viagra ohne Rezept bekommen, sprechen Sie zuerst mit Ihrem Arzt. Denn sicher ist sicher.

Rund 25 Tausend unerwünschte Nebenwirkungen

Die Ärzte änderten schnell die Verschreibungsweise. Die Anzahl der seriösen Folgen ist gesunken. Und die Geschichte über Todesfälle verschwand aus den Schlagzeilen. Potenzmittel verursachten jedoch weiterhin Probleme, und einzelne Benutzer starben weiterhin, vor allem die die Vorsichtsmaßnahmen ignorierten.

Deshalb ist die kürzlich durchgeführte Studie der Ohio State University in dieser Hinsicht wichtig. Die Forscher nutzten das Gesetz zur Informationsfreiheit (Freedom of Information Act), um die vollständige Liste der unerwünschten Wirkungen der Potenzmittel der FDA zu erhalten - innerhalb von 10 Jahren gab es 26451 Berichte. Das sind 220 Berichte pro Monat und es ist keine schöne Statistik. Am beunruhigendsten sind schwere Viagra Nebenwirkungen seitens des Herzens und Todesfälle.

Wir möchten betonen, dass die Wahrscheinlichkeit schwerwiegender Nebenwirkungen oder des Todes bei Männern, die Potenzmittel nach der Beratung mit einem Arzt einnehmen, gering ist. Solches Risiko beträgt nur 0,006 Prozent.

Herzinfarkte und Schlaganfälle bei Männern, die Potenzmittel anwenden, stehen im direkten Zusammenhang mit den vorhandenen Herzerkrankungen. Sehen Sie, viele Männer mit einer Herzerkrankung wären gestorben, unabhängig von der Einnahme des Potenzmittels. Es gibt keine Beweise für den direkten Zusammenhang zwischen Viagra und Todesfällen.

Auf der anderen Seite verlangt die FDA keine Benachrichtigung über unerwünschte Nebenwirkungen der Potenzmittel. Daher wurden die 26.451 Berichte freiwillig von Ärzten und Angehörigen eingereicht, normalerweise in Fällen, in denen die Nebenwirkung als sehr merkwürdig betrachtet wurde. Vielleicht sollte die FDA davon erfahren. Infolgedessen erfährt die FDA nur über einen Bruchteil schwerwiegender Nebenwirkungen. Wenn ein Mann mit einer Herzkrankheit in der Vorgeschichte einen Herzinfarkt erlitt, weiß seine Partnerin möglicherweise nicht einmal, dass er ein Potenzmittel eingenommen hat, und selbst wenn sie die Packung von Viagra in der Schublade findet, wie viele würden Viagra und den erlittenen Herzinfarkt verbinden und die Nebenwirkung melden? Die Anzahl schwerwiegender Nebenwirkungen und Todesfälle ist daher wahrscheinlich höher als dokumentiert.

In Deutschland können Sie beim BfArM Nebenwirkungen melden. Jede Nebenwirkungsmeldung wird ernst genommen.

Viagra ist sicher, nur wenn es richtig verwendet wird

Keinesfalls möchten wir hier sagen, dass Potenzmittel vermieden werden sollten. Die verschreibungspflichtigen Potenzmittel sind recht sicher - mit einem einzigen Vorbehalt, dass sie bei Herzkreislauf-Problemen mit großer Vorsicht verordnet werden sollen.

Wenn Sie an Potenzmitteln interessiert sind, finden Sie hier einige Tipps zur sicheren Verwendung. Besprechen Sie sie mit Ihrem Arzt:

  • Wenn Sie Nitroglycerin gegen Angina pectoris oder andere Nitratmedikamente einnehmen, dürfen Sie absolut keine Potenzmittel einnehmen.
  • Wenn Sie nicht rauchen, nicht übergewichtig sind, sich regelmäßig bewegen, nicht mehr als zwei alkoholische Getränke pro Tag trinken und keine Medikamente zur Kontrolle des hohen Cholesterinspiegels, Bluthochdrucks oder Diabetes einnehmen, so ist das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gering. Nichts spricht gegen die Anwendung von Potenzmitteln.
  • Je mehr Risikofaktoren Sie für Herzkrankheiten haben - Rauchen, Übergewicht, Diabetes, sitzende Lebensweise, Alkoholmissbrauch, hoher Cholesterinspiegel und oder hoher Blutdruck -, desto problematischer ist die Einnahme der Potenzmittel.

Es gibt keinen Beweis dafür, dass Viagra gefährlich ist und das Risiko für einen Herzinfarkt und einen Schlaganfall erhöht. Wenn Sie jedoch ein signifikant erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten hätten, sollten Sie dieses Medikament vorsichtig verwenden. Sie sollten die niedrigste Dosis nehmen. Alle Reaktionen des Körpers sollen sorgfältig überwacht werden. Ist Viagra gefährlich? Eigentlich nein, wenn es richtig und nach einer gründlichen ärztlichen Untersuchung verwendet wird.

Ob Viagra gefährlich ist, hängt von Ihrem Gesundheitszustand und davon ab, welche Medikamente Sie einnehmen. Z. B. eine Herzinsuffizienz oder Krebserkrankungen können das Potenzmittel Viagra gefährlich machen. Oder wenn Sie Nitrite, Isosorbid oder Ketoconazol anwenden, sollten Sie nicht zum Potenzmittel wegen seriösen Wechselwirkungen greifen. Behalten Sie dies im Auge, auch wenn Sie Viagra Generika rezeptfrei kaufen.

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